Seit mehr als 8.000 Jahren verwenden Menschen auf der ganzen Welt Cannabis, auch in Ritualen und als Medizin. Vor über hundert Jahren war es sogar das am häufigsten verschriebene Medikament gegen Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Schmerzen und Entzündungen. Damals wussten die Menschen nur nicht, wie Cannabis wirkt und warum es die Wirkungen hat, die es hat.
Glücklicherweise hat sich dies inzwischen geändert. Tatsächlich wurde 1990 das Endocannabinoid-System (ECS) entdeckt, und seither wurde viel darüber geforscht. Auch über die Wirkung von Cannabidiol (CBD) auf das Endocannabinoidsystem und den Körper als Ganzes ist inzwischen viel bekannt. Was genau ist das ECS, welche Rolle spielt das ECS in unserem Körper und wie wirkt CBD auf das ECS?
Was genau ist das Endocannabinoid-System?
Das Endocannabinoid-System ist eine Art Kommunikationssystem, das sich in unserem gesamten Körper befindet, insbesondere im Gehirn und anderen Organen. Wie bereits erwähnt, wurde es 1990 entdeckt, als man erforschte, wie Tetrahydrocannabinol (THC) in unserem Körper wirkt. Damals fanden Wissenschaftler heraus, dass unser Körper auf natürliche Weise Substanzen produziert, die mit dem THC, CBD und anderen Cannabinoiden aus der Cannabispflanze fast identisch sind. Mit anderen Worten: körpereigene Cannabinoide oder Endocannabinoide. Und wie alles im Körper sind auch diese Endocannabinoide aus einem bestimmten Grund da, aber sie sind Teil eines Systems, wie die Wissenschaftler bald herausfanden: des Endocannabinoid-Systems (ECS).
Bei der Entdeckung des ECS wurde zunächst hervorgehoben, dass vor allem THC nach dem Rauchen von Cannabis ein „High“-Gefühl hervorruft. In den letzten Jahrzehnten hat die Forschung jedoch gezeigt, dass das ECS eine wichtige Rolle bei der Regulierung und Kontrolle einer Vielzahl von Körperfunktionen spielt:
- Gedächtnis und Lernen von Dingen
- Verarbeitung von Emotionen
- Schlafen und Aufwachen
- Interner Thermostat, der die Körpertemperatur reguliert
- Schmerz und Schmerzempfinden
- Motorik und Koordination
- Entzündliche Reaktionen
- Immunreaktion
- Verdauung (insbesondere Appetit)
Woraus besteht das ECS?
Das ECS besteht aus einem Netzwerk, das vor allem im Gehirn zu finden ist, aber auch in anderen Organen und Körpergeweben verwoben ist. Das ECS besteht aus drei Elementen:
Endocannabinoide
Dies sind Moleküle, die unser Körper auf natürliche Weise produziert und die strukturell den Substanzen ähneln, die wir auch in Cannabis finden. Es gibt mehrere Endocannabinoide, darunter Anandamid, 2-AG und TRPV1. Im ECS übernehmen die Endocannabinoide die Funktion von Schlüsseln, die zu den Schlössern passen, die wir Rezeptoren nennen.
Rezeptoren
Rezeptoren sind nicht nur Schlösser, in die die kleinen Schlüssel, die so genannten Endocannabinoide, passen, sondern erfüllen auch wichtige regulatorische Funktionen. Die beiden bekanntesten Cannabinoid-Rezeptoren sind CB1 und CB2.
Enzyme
Enzyme sind für den Auf- und Abbau von Cannabinoiden verantwortlich und sorgen so zum Beispiel dafür, dass Anandamid abgebaut oder im Gegenteil gebildet wird.
Cannabinoid-Rezeptoren: CB1 und CB2
Die beiden Hauptrezeptoren des ECS sind also CB1- und CB2-Rezeptoren. Übrigens sind dies nicht die einzigen Rezeptoren des Systems, denn vor kurzem wurde entdeckt, dass auch ein Rezeptor namens GPR55 eine Rolle spielt. Aber den lassen wir jetzt erst einmal beiseite.
CB1-Rezeptoren sind einer der am häufigsten vorkommenden Rezeptoren im Gehirn und im Rückenmark. Sie sind vor allem im Hippocampus, in den Basalganglien, im Frontalcortex und im Zerebellum zu finden, aber auch in der Leber, den Lungen und den Fortpflanzungsorganen, um nur einige zu nennen. Ihre Hauptfunktion besteht darin, den Gehalt an Neurotransmittern im Nervensystem zu regulieren. Auf diese Weise bewirken sie zum Beispiel ein Hungergefühl oder eine Erhöhung der Körpertemperatur.
CB2-Rezeptoren sind im Gehirn weniger verbreitet, sondern finden sich vor allem in Teilen des Immunsystems. Aber auch in der Haut, den Knochen, der Leber und der Bauchspeicheldrüse finden sich CB2-Rezeptoren. Die Funktion der CB2-Rezeptoren unterscheidet sich von der der CB1-Rezeptoren, da CB2 speziell Entzündungsreaktionen reguliert.
Endocannabinoide und Phytocannabinoide
Bevor die Rezeptoren in Aktion treten und z. B. einen Temperaturanstieg bewirken oder einer Entzündung entgegenwirken, müssen sie zunächst aktiviert werden. Und hier kommen die Cannabinoide ins Spiel, denn sie sind, wie bereits erwähnt, die Schlüssel, die zum Schloss der Rezeptoren passen. Cannabinoide gibt es in zwei Formen:
- Endogene Cannabinoide (Endocannabinoide)
- Cannabinoide aus Cannabispflanzen (Phytocannabinoide)
Das Interessante an Endocannabinoiden und Phytocannabinoiden ist, dass sie nicht genau dasselbe sind, aber diese Moleküle haben die gleiche Wirkung auf die Rezeptoren des ECS. Mit anderen Worten: Der Körper reagiert auf die Substanzen aus der Cannabispflanze nicht anders als auf die Substanzen, die unser Körper auf natürliche Weise produziert. Dies erklärt auch weitgehend die „Magie“ von Cannabis: Es ist eine Pflanze, die dafür gemacht zu sein scheint, unserem Körper zu helfen.
THC, Anandamid und das ECS
Betrachtet man insbesondere das THC aus Cannabis und das körpereigene Anandamid (benannt nach dem Wort „Ananda“ aus dem Sanskrit, was so viel wie Glückseligkeit bedeutet), so wird deutlich, wie es möglich ist, dass Cannabis diese Wirkung hat. Das liegt daran, dass THC und Anandamid in ihrer Struktur völlig ähnlich sind, so dass sie beide die gleiche Wirkung auf den CB1-Rezeptor haben. Infolgedessen haben sie auch die gleiche Wirkung auf unseren Körper.
Und diese Wirkung ist enorm. Denn wenn Anandamid oder THC an alle CB1-Rezeptoren bindet, die sich überall im Gehirn befinden, werden damit auch alle Funktionen aktiviert, die diese Teile des Gehirns regulieren. Und das ist es, was der Verbindung Anandamid ihren Namen gibt und THC seine psychoaktiven Wirkungen, denn es macht euphorisch, reduziert das Kurzzeitgedächtnis, erhöht die Temperatur, macht schläfrig und regt den Appetit an, zum Beispiel.
Menschen, bei denen das Endocannabinoid-System richtig funktioniert, haben immer genügend Anandamid zur Verfügung, um zum Beispiel den Appetit anzuregen oder dafür zu sorgen, dass man sich wohlfühlt. Aufgrund von Stress oder Störungen kann Ihr Körper jedoch nicht genügend Anandamid produzieren, was dazu führt, dass Sie sich lethargisch fühlen, keine Lust zum Essen haben und Schmerzen verstärkt wahrnehmen.
Die Einnahme von THC ist dann eine (vorübergehende) Lösung, da sie dafür sorgt, dass der körpereigene Vorrat an Anandamid sozusagen sofort wieder aufgefüllt wird. Das Problem ist nur, dass man auf diese Weise schnell zu viel THC/Anandamid im Körper hat, was zu den bekannten negativen Nebenwirkungen führt.
CBD und das Endocannabinoid-System
Im Gegensatz zu THC hat CBD eine lang anhaltende Wirkung auf das ECS und ist eigentlich nicht psychoaktiv. Das ist auch der Grund, warum CBD derzeit die mit Abstand interessanteste Substanz aus Cannabis ist, warum CBD zu 100% legal ist und warum CBD-Öl und andere CBD-Produkte so beliebt sind. Die genauen Wirkungen von CBD sind in der Wissenschaft noch recht unklar, aber wir wissen inzwischen einiges darüber.
Wir wissen, dass CBD nicht auf die gleiche Weise an die CB1- und CB2-Rezeptoren bindet wie THC und z. B. CBG. CBD verändert die Form des CB1-Rezeptors, so dass sich THC (und Anadamid) nicht mehr so gut daran binden können. Auf diese Weise sorgt es dafür, dass THC im Gehirn weniger Wirkung entfaltet und wirkt den schlimmsten (negativen) Nebenwirkungen von THC entgegen.
CBD reduziert nicht nur die Wirkung von THC, sondern reguliert auch die Freisetzung des Enzyms FAAH, das für den Abbau von Anadamid verantwortlich ist. Auf diese Weise sorgt CBD dafür, dass weniger Anadamid abgebaut wird und mehr im Körper verbleibt. Und da dieses Endocannabinoid sehr wichtig für die Regulierung von Emotionen, Appetit und anderen Körperprozessen ist, werden diese Körperprozesse auf lange Sicht besser funktionieren.
Mit anderen Worten: Sie werden sich besser fühlen, weniger Schmerzen haben und Ihren Appetit steigern, ohne dass die Gefahr besteht, dass diese lebenswichtigen Prozesse im Körper überstimuliert werden, da die CB1-Rezeptoren weniger aktiv werden. Auf diese Weise trägt CBD zu einer nachhaltigen Verbesserung der Gesundheit bei.
Andere Cannabinoide und das ECS
Neben THC und CBD gibt es mehr als 100 bekannte Cannabinoide. Und von diesen erhalten CBG, CBN und CBC derzeit die meiste Aufmerksamkeit. Auch hier ist die Forschung noch nicht abgeschlossen, aber wir wissen unter anderem Folgendes darüber, wie diese Cannabinoide auf das ECS wirken:
- CBN bindet hauptsächlich an CB1-Rezeptoren, jedoch weniger als THC. Es hat auch eine gewisse Affinität für CB2-Rezeptoren. Auf diese Weise wirkt es leicht beruhigend und entzündungshemmend.
- CBC bindet nicht stark an CB1- oder CB2-Rezeptoren, wirkt aber auf die sogenannten TRPA1- und TRPV1-Rezeptoren. Es hemmt die Wiederaufnahme von Endocannabinoiden, was zu einer Schmerzlinderung und Entzündungshemmung führen kann.
- CBG, das als „Mutter“ aller Cannabinoide bezeichnet wird, bindet sowohl an CB1- als auch an CB2-Rezeptoren (sowie an Serotonin- und adrenerge Rezeptoren). Insbesondere wirkt es entzündungshemmend.
Also ist nicht nur die Wirkung von CBD auf das Endocannabinoidsystem unglaublich interessant, sondern auch die aller anderen Cannabinoide. Wenn man dann noch bedenkt, dass ein durchschnittliches CBD-Öl fast alle Cannabinoide enthält und dass sie daher alle zusammen gleichzeitig auf das ECS wirken, versteht man, dass wir erst am Anfang einer langen und komplexen Suche nach dem Mechanismus hinter den positiven Wirkungen von Cannabisprodukten stehen.
